Eine imaginäre Rede Gottes

"Ich habe es satt. Seit vielen tausend Jahren sitze ich auf diesem imaginären Thron, auf den mich ein allgemeines, menschliches Plebiszit erhoben hat. Man beschuldigt mich, das Weltall geschaffen zu haben und macht mich für seine Schwächen und Unvollkommenheiten verantwortlich. Der Fall liegt umgekehrt. Die Menschen haben mich erschaffen. Unfähig, sich selbst zu regieren und ohne Illusionen zu leben, haben sie in mir ein höchstes Wesen verkörpert, das ihren Bedürfnissen entspricht . . . Man hat die Notwendigkeit meiner Existenz so oft bewiesen, dass ich fast daran glaube. Ich mache gute Miene zum bösen Spiel. Ich regiere. Ich sitze hier oben, empfange, unterschreibe Akten, lasse mich interviewen und malen. Meine Person dient als Vorwand für die dümmsten Ansprüche der Menschen. Kriege werden in meinem Namen begonnen und Revolutionen gegen mich geführt. Sie machen aus mir, was sie wollen ... Die Throne wackeln. Ich habe keine Lust mehr, eine Rolle zu spielen, die zur komischen Figur geworden ist. Die Monarchie hat abgewirtschaftet. Meine Kollegen auf der Erde packen ihre Koffer. Und da ich schließlich nicht mehr bin als der letzte Repräsentant einer veralteten Staatsform, die sich auf mich als oberste Instanz beruft, will ich mit gutem Beispiel vorangehen. Ich will mich pensionieren lassen."

(W. Hasenclever: Ehen werden im Himmel geschlossen, 1963)

 

Tierschutz - das ist keineswegs eine Erfindung des Menschen, auf die wir besonders stolz sein sollten, sondern Tierschutz sollte uns allen die Schamröte ins Gesicht treiben, denn es ist und bleibt höchst beschämend für uns Menschen, dass Tierschutz überhaupt notwendig und erforderlich ist.  
 

Und ganz besonders die christlichen Kirchen hätten Grund und Anlaß, sich darüber in Grund und Boden zu schämen, dass es nicht etwa Christen, sondern Nichtgläubige und Andersdenkende waren, die sich verpflichtet fühlten, den Tierschutz sozusagen aus der Taufe heben zu müssen und sich für leidende und gequälte Tiere einzusetzen. Aber diese Scham sucht man in den christlichen Kirchen oftmals vergeblich und falls man sie doch irgendwo entdeckt und diesbezüglich fündig geworden ist, dann hat man sozusagen nur eine Stecknadel in einem grossen Heuhaufen gefunden.
 

Wie sollte es auch anders sein, denn unsere christliche Gesellschaft ist nach wie vor damit beschäftigt, in einer beispiellosen Ehrfurchtslosigkeit in vielen unserer Mitgeschöpfe nur minderwertige Kreaturen zu sehen und dementsprechend als solche zu behandeln.
Der Mensch als angebliche "Krone der Schöpfung" ist die schlimmste Bestie, die es auf diesem Planeten gibt. Mit der Tatsache, dass Tiere weltweit unvorstellbares Leid und Elend erfahren und erdulden müssen, liefert der Mensch den Beweis dafür, dass es nie eine heuchlerischere Anmaßung gab als die, sich als "Krone der Schöpfung" zu bezeichnen.


Die heutzutage enorme und kaum vorstellbare industrialisierte Massentierquälerei schlägt all unserer vermeintlichen Menschenwürde brutal ins Gesicht. Wo bleibt sie wohl, diese Würde des Menschen, der seine Mitlebewesen maßlos ausbeutet und ohne die Spur eines schlechten Gewissens zu Tode quält? Ist es unseres Menschseins etwa würdig, mit dem Leiden und Sterben wehrloser und unschuldiger Tiere unseren Wohlstand und Luxus zu vermehren?

Und die Kirchen? Für dringend erforderlichen Tierschutz halten sich die Kirchen nach wie vor nicht für zuständig! Mit anderen Worten: Wir Menschen sind die "Krone der Schöpfung" und alles andere ist nichts!

Wer jedoch den Menschen als "höchstes Wesen" predigt und verkündigt, entwertet damit alle nichtmenschlichen Lebensformen auf niedrigstes Niveau und demnach ist es auch kein Wunder, dass Tierschutz für die Kirchen trotz verbrecherischer industrialisierter Tierquälerei immer noch ein grosses Fremdwort und ein unrühmliches, schwarzes Kapitel ihrer Geschichte ist. Welch ein wunderschönes Lippenbekenntnis vieler Christen, die in ihren Gottesdiensten das sogenannte Glaubensbekenntnis heruntermurmeln und gedankenlos beten: "Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen."

Laut kirchlicher und biblischer Lehre gibt es eine Sünde wider den Heiligen Geist, die keiner Absolution teilhaftig werden kann. Aber kann es eine noch grössere Sünde gegen den Heiligen Geist geben als diese, wenn Kirchen die Schöpfung veruntreuen und die Ehrfurcht vor allem Lebendigen missachten und ignorieren? Müssten nicht gerade die Kirchen und Religionen für maßlos ausgebeutete und barbarisch misshandelte Tiere Partei ergreifen? Müssten nicht besonders Christen die stärksten Anwälte der Ehrfurcht vor allem Lebendigen sein?

Jedoch angesichts des weltweit und alltäglich straflos praktizierten ungeheuerlichen Umgangs mit Tieren schweigen die Kirchen und erklären mit ihrem Wegschauen, mit ihrem Nichtstun und Versagen unablässig und kontinuierlich den Bankrott ihrer Glaubwürdigkeit.

 

Tierschutz ist für Kirchen und Religionen kein sonderlich wichtiges Thema. Wer sich jedoch für den Schutz und für die Rechte der Tiere einsetzt, der engagiert sich auch für Klima - Umwelt - und Menschenschutz, denn Tierschutz ist stets soziales Engagement und gelebte Ethik!

Statt jedoch für ausgebeutete und grausamst gequälte Tiere Partei zu ergreifen und Tierschutz als etwas zu begreifen, was letztlich Pflicht und Schuldigkeit jedes einzelnen Menschen ist und bleibt, steckt die Christenheit lieber ihre Nase in ein vermeintlich "heiliges" Buch und deklariert dessen oftmals widersprüchliche und haarsträubende Aussagen als "Gottes Wort" an uns Menschen.

Aber sind diese biblischen Schriften wirklich "göttliches Wort" oder legen die Verfasser der biblischen Schriften ihre allzusehr menschlichen Gedanken, Hirngespinste und Irrtümer einem imaginären Gott nur in dessen Mund?
 

Zu dieser Thematik mehr im Kapitel "Göttliches Wort?"

 

 

 

 

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