Im Verlauf meiner bisher gelebten Jahre habe ich viele Menschen kennengelernt: intelligente und weniger intelligente, kluge und weniger kluge, Menschen mit Herz und Verstand, jedoch auch Menschen mit Unverstand und einem kalten Stein in der Brust. Kollegen, Nachbarn und Bekannte, mir sympathische und weniger sympathische Menschen, gute und weniger gute Freunde kreuzten meinen Weg. Aber viele dieser Menschen haben nur selten mein Innerstes berührt und keines ihrer Worte, sowie auch nicht die von ihnen verfochtenen Meinungen und Standpunkte vermochten mich aus meinem langjährigen Tiefschlaf bestürzender Gedanken - und Teilnahmslosigkeit aufzuwecken. Nein, da musste erst eine Persönlichkeit namens Gert Hauke an meine eingefrostete Herzenstür anklopfen und dank seines Artikels "Keiner hört ihre Schreie" begann ich endlich aufzuwachen, endlich aus meinem Sarg der Gleichgültigkeit, der Unmoral und des verantwortungslosen Handelns und Denkens herauszusteigen. Gert Haukes damaliger Artikel hatte mir Augen und Ohren geöffnet, mich endlich wachgerüttelt und mich mitten ins Herz getroffen.

Wohl uns, wenn Menschen mit Herz und Verstand uns mitten ins Herz treffen und somit unser Leben positiv verändern und beinflussen. Wohl uns , wenn wir aufgrund ausgesprochener oder geschriebener Fakten und Wahrheiten seitens großartiger Menschen unser bisheriges Leben, Denken und Handeln als fatalen Irrtum erkennen und unserem zukünftigen Dasein somit eine gänzlich neue Richtung zugewiesen ist.
 

Dann mag so mancher "liebenswürdige" Mitmensch über uns tierliebende Menschen und Tierschützer getrost seinen Kopf schütteln, uns als Utopisten oder als radikale Spinner verunglimpfen: Unsere Stimme gehört denen, die keine Stimme haben. Und das, was wirklich zählt, was notwendig ist und der Wahrheit am nächsten steht, dies alles finden wir nicht bei jenen Typen, die über uns ihren meist hohlen Kopf schütteln, sondern wir finden es dort, wo Menschen unsere Sinne und Herzen berühren und etwas in uns mobilisieren, was unsere Unmenschlichkeit aufweicht und uns wieder zu Menschen werden lässt.

Im Rückblick auf vergangene Lebensjahre muss ich mir leider eingestehen, dass ich viele Jahre meines Lebens letztlich verschlafen habe und mit tauben Ohren und ungeöffneten Augen nur dahinvegetierte. Weder die Sünden der Kirchen, noch das entsetzlich grosse Leid und Elend vieler Tiere waren für mich - retrospektiv betrachtet - ein Thema, welches mich zurückblickend jemals sonderlich interessiert hätte. Was kümmerten mich in vergangenen Zeiten die Verbrechen, die wir tagtäglich unseren Mitgeschöpfen gegenüber zu verantworten haben? Und was kümmerten mich die Verbrechen und Sünden des sogenannten Bodenpersonals Gottes? Ein derartiges Desinteresse jedoch bewirkt letztlich nur eines: So lange wir Menschen unser Leben gedankenlos verschlafen und somit entwicklungsmäßig in unserem Denken eingefrieren und geistig Behinderte bleiben, so lange ist es dann leider auch vorprogrammiert, dass z.B.  ein Schriftsteller wie  Karlheinz Deschner für uns vernunftlosen Erdlinge ein uns unbekannter und von uns unbeachteter Autor bleibt und uns demnach auch nichts besonders Wesentliches und Wichtiges zu sagen hat.
 

Wie dumm von mir und welch ein nahezu unverzeihliches Versäumnis,auf Karlheinz Deschner erst kürzlich aufgrund von Kommentar-Einträgen in meinem Blog-Tagebuch aufmerksam geworden zu sein und erst jetzt in ihm einen erstklassigen und exzellenten Schriftsteller zu entdecken, der uns allen sehr wohl und auch enorm viel Wichtiges zu sagen hat.

Viele seiner Bücher widersprechen vielen vorherrschenden Lehren und Meinungen und scheuen auch keinerlei Kritik gegenüber bestehenden Autoritäten. Demgegenüber ist es nur allzusehr verständlich, dass Deschner´s Werke einerseits nicht nur Zustimmung finden, sondern andererseits eben auch auf Ablehnung stoßen und heftiger Kritik ausgesetzt sind.
 

Besonders interessant, aufrüttelnd, unter die Haut gehend, lesens - und nachdenkenswert für alle tierliebenden und weniger tierliebenden Menschen  sind seine sensiblen Schilderungen der Tierwelt und ihrer durch uns Menschen verschuldeten Nöte. In seinem 1998 erschienenen Buch "Für einen Bissen Fleisch" liefert Karlheinz Deschner vielerlei Beiträge von bleibendem Wert zu einem ethisch fundierten Vegetarismus und zu einem Tierschutz, der diesen Namen auch tatsächlich verdient.

 

Karlheinz Deschner - bedeutsamer Schriftsteller, Religions - und Kirchenkritiker und Tierfreund mit Herz und Verstand

 

1924 in Bamberg geboren, studierte Karlheinz Deschner nach seinem Dienst als Soldat im Zweiten Weltkrieg Jura, Theologie, Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte. Geprägt von den Philosophen Friedrich Nietzsche, Immanuel Kant und Artur Schopenhauer, veröffentlichte er 1956 im Alter von 32 Jahren sein Erstlingswerk "Die Nacht steht um mein Haus", welches grosses Aufsehen erregte. 

Im Folgejahr präsentierte er sein Buch "Was halten Sie vom Christentum?" in dem er Beiträge von Zeitgenossen wie Hermann Kesten, Heinrich Böll, Arno Schmidt, Max Brod, Arnold Zweig und anderen zusammenfasste und welches als sein erstes kirchenkritisches Werk gilt. Noch im gleichen Jahr erschien der literaturkritische Band "Kitsch, Konvention und Kunst" und im Jahr 1958 folgte der Roman "Florenz ohne Sonne". Sein Buch "Abermals krähte der Hahn", welches 1962 erschien, wird seit Erscheinen von Kirchenkritikern als fundiertes Standardwerk betrachtet. 1986 erschien bei Rowohlt der erste Band der auf zehn Bände angelegten "Kriminalgeschichte des Christentums" - Deschners entlarvende und provozierende Geschichtswerke zur Religions - und Kirchenkritik. 1988 wurde Karlheinz Deschner mit dem Arno-Schmidt-Preis ausgezeichnet, 2001 mit dem Erwin-Fischer-Preis und weiteren Ehrungen.

Als überzeugter Vegetarier äußerte er mehrmals in Interviews: wenn er noch einmal leben könnte, dann würde er seine Kraft einer noch hoffnungsloseren Thematik widmen als der Bekämpfung des Christentums – dem Tier. Und abermals würde er sich schreibend betätigen, denn seine Bücher stünden dann im Dienst einer noch viel notwendigeren Sache, nach seiner Überzeugung der notwendigsten überhaupt, denn jeder, der die Kirche verlässt,sei für ihn zwar ein Lichtblick, andererseits jedoch wäre jeder, der kein Tier mehr isst, sein Bruder.

Bereits schon in seinem Erstlingswerk "Die Nacht steht um mein Haus" (1956) begegnet man der Brillanz seiner Formulierungen, der Schärfe seiner Ausdrucksweise und nicht zuletzt auch seiner kompromisslosen Klarheit. Der Grundton dieses Werkes und auch vieler seiner anderen Bücher ist eine für Deschner meist sehr typische Mischung aus tiefem Mitgefühl und Revolte, aus romantischer Naturverbundenheit und schonungsloser Selbstkritik.

Hier ein Auszug aus seinem ersten Buch "Die Nacht steht um mein Haus" :

„Nein, es ändert sich nichts. Guckt in die Zeitungen, in die Kinos, in die Wochenschauen, da zeigen sie Modedämchen, da zeigen sie die Kaiserin soundso mit dem Nerzmantel, den ihr Stalin geschenkt hat, da zeigen sie chinesische Flüchtlinge, in Lumpen, in Fetzen, verhungert, zerbombt, da zeigen sie die tollsten Gegensätze, und das Volk sitzt da, stur sitzt es da, zurückgelehnt, Bonbons lutschend, es ist nur die Vorschau, der Film läuft gleich an. Nein, sie stehen nicht auf, sie schlagen nicht alles kaputt, nicht die Leinwand, nicht das Kino, nicht die Mächte, die die Welt klein halten, die sie ausbeuten, nein, sie sitzen da, sie sitzen da, es ist nur die Vorschau, der Film läuft gleich an. Nichts läuft gleich an, es läuft schon längst, das Rad dreht sich, es dreht sich rasend, und jeden Tag steht die Welt millionenmal still.“
 

Kann man es besser formulieren, einprägsamer, treffender?

Einen weiteren Auszug aus diesem Erstlingswerk finden wir im Blog des Tierfreundes Detlef Arndt auf www.veganer-freigeist.blog.de
Hier heisst es:

Winter im Steigerwald. Es ist dunkel. Es herrscht Ruhe und "der Ofen raunt sich in die Nacht". Ein Mann sitzt in seinem Haus. Er denkt an die Tiere, "die jetzt sterben müssen, die jetzt in den Schlachthöfen stehen, zusammengedrängt, den Blutgeruch in den Nasen, die Schreie der Sterbenden in den Ohren". Seine Gedanken formieren sich zu einem einzigen stummen Schrei aus Weltekel, zersetzendem Selbsthass und Verzweiflung.
„...es ist hoffnungslos, nein, schlachtet, schlachtet, stecht, stecht, stecht in die Augen, stecht in die Münder ...., habt ihr mit euren Kindern zu Abend gebetet..., träumt süß, ihr seid so gut, so gut, ihr lebt auf einer guten Welt, auf einer Welt mit Tierschutzvereinen, mit Tierschutztagen, mit Tierkliniken, mit Tierasylen, mit Tierärzten, mit Tierzeitschriften, schlaft ruhig, schlaft gut, ihr Leichenfresser, ihr Lügenmäuler...“

Kurzum: Ein provozierendes, sehr stimmungsgeladenes und anstößiges Buch, welches unmittelbar nach seinem damaligen Erscheinen vielerlei Aufsehen erregte. Bereits schon dieses allererste Buch Deschners ist eine radikale Absage an eine Gesellschaft, die Fakten und Wahrheiten allzusehr gerne verdrängt und massenweise Berge von Schuld und unmoralischen Handelns entweder leugnet, verharmlost oder zu legalisieren bemüht ist.
50 Jahre nach dem Erscheinen dieses ersten Buches schlägt das Herz dieses großartigen Schriftstellers immer noch für die leidenden Tiere, denn ungebrochen vertritt er nach wie vor seine Überzeugung: „Eine Revolution, ein ganz anderes Verhältnis zu Tieren ist nötig – Reformen haben keinen Wert.“

Nachfolgend noch einige Kommentare und Pressestimmen betreffs seines ersten Buches "Die Nacht steht um mein Haus":

 

  • «Dieses dünne, schmale Bändchen wiegt Stöße literarischer Dutzendware auf. Es gehört mit seinen 156 Seiten zu den wenigen Büchern deutscher Sprache, die in dieser Zeit geschrieben werden mußten. Es ist ein Buch der Enthüllung, ein Buch gegen die Lauen und Satten, gegen die Bequemen und Denkfaulen, gegen die Lügner und Selbstbetrüger. Es hält dem Menschen dieser Tage den Spiegel vors Gesicht, das heißt, es ist selber Spiegel und Spiegelung zugleich."
  • "Es wird hier in einer Sphäre gedichtet, geschrieben, in der das Schreiben Selbstbefreiung und auch Selbstbestätigung geworden ist, Aussage des Verschwiegenen oder des allgemein Verneinten. Damit ist indirekt gesagt, daß Deschner nicht nur ein notwendiger, sondern auch ein begabter Autor ist. Er ist ein Dichter."
  • "Wie spricht sich Deschner aus? Schonungslos, offen, rücksichtslos, bitter, besorgt, verzweifelt. Was spricht er aus? Das von allen Gefühlte: die Einsamkeit, die Enttäuschung, das Unerfüllte, das Tierische, das Gemeine, den Hintergrund und den Untergrund, das Unmenschliche, das trotzdem unabwendbar zum Menschen gehört, heute mehr denn je. Dieses Buch wird schockieren. Und das ist gut so. Es wird verletzen. Und das ist notwendig. Genau besehen, ist es nichts anderes als die Krankengeschichte unserer Zeit."
  • «Die Nacht steht um mein Haus» ist der flammende Monolog eines Enttäuschten, der sich nicht wie die vielen abfindet, einrichtet, anpaßt, sondern der radikal mit sich selbst und seiner Zeit abrechnet."
  • «Literarisch gesprochen, eine vehemente Sache, der man sich nicht entziehen kann.»
  • «Die Form, die Art, den Stoff zu behandeln, ja, wenn Sie wollen auch der Inhalt, haben meinen ganzen Beifall.»
  • «Ich bin außerordentlich beeindruckt, beeindruckt von Ihrem Mut, von Ihrer bitteren Sicht und Einsicht und auch auf vielen Seiten von der Kraft und Schönheit Ihrer Sprache.»
  • «Deschners Prosa hat an ihren besten Stellen die Durchschlagskraft eines Geschosses. Als Erstlingsbuch: eine großartige Begabungsleistung.»
  • «Es stehen Seiten darin, um die ich Sie beneide, was mir so leicht bei keinem Autor passiert.»
  • «Seine Sprache ist wie eine Lawine, wie ausbrechende Lava, sie brennt wie Vitriol und steigt einem zu Kopf wie Alkohol. Alles in allem ist Karlheinz Deschner ein vollendeter Sprachkünstler.»
  • "Deschners Werke sind allesamt Juwelen, die glänzen und auch zukünftig ungebrochen funkeln werden, weil sie unsere Welt erhellen und den vielen Dreck verdeutlichen, der allzusehr oft unter den Teppich gekehrt wird."

 


Sehr interessant sind auch viele Aphorismen und Zitate dieses hervorragenden
Schriftstellers. Hier zwei Beispiele zum Nachdenken:

 

"Nie tritt man anderen so auf die Füße, wie wenn man den eignen Standpunkt vertritt."

"Wer schöne Aussichten braucht, darf keine tiefen Einsichten haben."

 

Frage an Karlheinz Deschner in einem Interview:

"Was denken Sie über den Tierschutz? Ist „Erbarmen mit der geschundenen Kreatur“ nicht viel zu wenig? Auch wenn es reine Utopie ist: Müsste Tieren nicht das Recht auf Leben und Unversehrtheit zugesprochen werden? Mehr noch: Müssten Tiere nicht von der Herrschaft des Menschen befreit werden?"

"Das sind die entscheidenden Fragen. Natürlich hilft Erbarmen, hilft bloßes Mitleid mit den malträtierten Tieren nicht, falls es dabei bleibt, falls das Mitgefühl nicht Folgen zeitigt!

 

Vorerst wäre es zwar utopisch, etwa die Schlachthöfe abschaffen zu wollen, diese weitaus größte, diese allerschlimmste Schande der Menschheit, die Vivisektion mal beiseite. Und doch könnte jeder Einzelne etwas höchst Wirksames dagegen tun, so wirksam, dass es der Beseitigung der Schande gleichkäme – durch Verzicht schlicht auf den so genannten Fleischgenuss. Das aber wollen die meisten nicht, obschon sie derart viel besser, gesünder und oft länger leben könnten, übrigens die Menschheit sich auch beträchtlich leichter ernähren ließe.
 

Viele sagen: Nein, ich kann keinem Tier was antun, ich kann kein Tier töten – doch sie töten es! Sie töten es, indem sie Tiere essen. „Für einen Bissen Fleisch“, klagt schon Plutarch, „nehmen wir einem Tier die Sonne und das Licht und das bisschen Leben und Zeit, an dem sich zu freuen seine Bestimmung gewesen wäre.“ Es ist unvorstellbar roh, und doch geschieht es Tag für Tag durch Jahrtausende, millionenfach. Was aber dächten und täten wir, wie würden wir die Hände ringen, jammern, flehen, kämen von irgendwoher uns weit überlegene Wesen und behandelten, folterten, fräßen uns wie wir die Tiere!
 

Natürlich müssten Tiere das Recht auf Leben, auf ein tierwürdiges Leben bekommen. Natürlich müssten sie unserer Herrschaft entzogen werden, für mich gar keine Frage. Die Frage ist nur: Wie? Wie den Sinn, die Gesinnung des Menschen von Grund auf ändern, fundamental verkehren, und zwar nicht bloß in dieser Hinsicht? Denn ein Mensch, der selbst seinesgleichen entwürdigt, unterjocht, versklavt, auf den Schlachtfeldern verheizt, wie sollte der Tiere schonen und schützen! Erbarmen, Verständnis für das Wesen des Tieres, für seine nahe Seelenverwandtschaft mit uns, wären Voraussetzung für seine Befreiung. Doch solange man Menschen schlachtet, wird man auch Tiere schlachten. Tolstoi wusste, wie sehr dies zusammenhängt."
 

Was mich an diesem Schriftsteller besonders tief beeindruckt, ist seine Haltung, gegen alles zu revoltieren, was "die Lebensinteressen des Tieres verletzt – eines Wesens, das am dringlichsten Hilfe braucht, weil es am schlimmsten missachtet, am fürchterlichsten geschunden, am häufigsten und fortwährend getötet wird, kurz, weil es ständig, weil es immerzu im allergrößten Elend steckt."
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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