Betreffs des Jahres 2008 wurden laut Tierversuchsstatistik allein in Deutschland 2.692.890 Millionen Tierversuche mit meist tödlichem Ausgang durchgeführt. Mehr als 250 Millionen Tiere werden jährlich weltweit über weite Strecken unter oft grausamen Bedingungen transportiert und viele weitere Millionen Tiere vegetieren unter erbärmlichen Bedingungen in industrieller Massentierhaltung ihrem Tod im Schlachthaus entgegen.

All dies ist nicht zuletzt auch auf eine gefühl- und verantwortungslose Haltung der Kirchen zurückzuführen. Letztlich ist es auch eine große Schuld der Kirchen, daß unser 20. Jahrhundert zu einem besonders krassen und schlimmen Jahrhundert für unsere Mitgeschöpfe geworden ist.

Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit sind Tiere so sehr zur Ware und zum Gegenstand des menschlichen Genusses und Verbrauchs, sowie aber auch zum Lieferanten für medizinische, pharmakologische und kosmetische Testergebnisse degradiert und mißbraucht worden. In keiner früheren Zeit gab es gegenüber Tieren vergleichbare Vorgänge des Züchtens, Mästens, Transportierens, Schlachtens, Verwertens und Experimentierens.
 

Wie niemals zuvor sind Tiere heute die am meisten ausgenutzten, gequälten und leidenden Lebewesen. In keiner früheren Zeit waren die Tiere dem Menschen so sehr ausgeliefert wie in unserem Jahrhundert, und noch nie wurde ihnen durch uns Menschen so viel Leid zugefügt wie in unserer gegenwärtigen Zeit. Und bis zum heutigen Tag haben viele der christlichen Kirchen ihre Stimme gegen das unschuldige Leid der Kreatur nicht  energisch genug erhoben und die Frage der Tierethik ist in der Geschichte der Kirchen und des Christentums anscheinend nie eine besonders beachtenswerte und wichtige Frage gewesen.
 

Wenn wir uns fragen, was uns einerseits biblische Texte und andererseits die Geschichte des Christentums und der jüdisch-christlichen Traditionen über einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen berichten, so erhalten wir letztlich keine eindeutig klaren, sondern wohl eher sehr verwirrenden Antworten.

Kirchlicher Lehre entsprechend lehrte bereits schon im 13. Jahrhundert der "Kirchenlehrer" Thomas von Aquin, daß es keine Sünde sei, Tieren das Leben zu nehmen und erklärte sie zu zweckdienlichen Objekten, die keinerlei Empfindungen wie wir Menschen haben würden. Laut kirchlicher Lehre sind Tiere völlig seelenlose Wesen und besonders im Katholischen Katechismus werden Tiere unverändert nicht viel anders betrachtet: Der Mensch darf sich »der Tiere zur Ernährung und zur Herstellung von Kleidern bedienen, medizinische und wissenschaftliche Versuche sind in vernünftigen Grenzen sittlich zulässig, und an anderer Stelle in diesem Katechismus wird erklärt, man dürfe Tieren »nicht die Liebe zuwenden, die einzig Menschen gebührt.«

 

Und die Haltung und Position der lutherischen Kirche ist nicht weniger fragwürdig und zweifelhaft, denn auch sie beruft sich auf alttestamentliche Texte und Aussagen, in denen z. Bsp. nachzulesen ist, wie Priester Tiere schlachten und deren Blut auf dem Altar verspritzen, angeblich "zum beruhigenden Duft für den Herrn."
 

Im Neuen Testament ergeht es den Tieren nicht viel besser, denn der Apostel Paulus lehrt, predigt und verkündet: "Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, das esst." (1. Kor. 10,25)
 

Und der 2. Petrusbrief spricht von "unvernünftigen Tieren, die von Natur dazu geboren sind, dass sie gefangen und geschlachtet werden." (2. Petrus 2,12)  Wen wundert es eigentlich, daß dieses haarsträubende Denken auf Grund biblischer Herkunft und kirchlicher Lehre bis in unsere Gegenwart hinein noch fest in unseren Köpfen und Hirnen verbreitet und fest verwurzelt ist? Im Gegensatz zu Paulus, Petrus und anderen biblischen Autoren war Jesus von Nazareth offenbar von einem gänzlich anderem Geist erfüllt und beseelt, denn er erkannte die Intelligenz der Tiere und war ein großartiger Freund der Tiere. Aber diesbezügliche Aussagen Jesu finden wir leider nirgendwo in der uns bekannten biblischen Schrift, sondern leider nur in außerbiblischen Evangelien.
 

Biblische Texte und deren Auslegungen, über Jahrhunderte gepredigte und praktizierte kirchliche Lehre, sowie auch das bis in unsere heutige Zeit hinein andauernde Schweigen der Kirche gegenüber dem unfassbaren Leid und Elend unserer Mitgeschöpfe - all dies hat zu einer brutalen Vergewaltung tierischen Lebens geführt. Besonders die Kirche hat auf Grund ihrer Lehre und ihrer Einstellung nicht wenig dazu beigetragen, daß Tiere auch heute noch als zweckdienliche Objekte abgestempelt und entwürdigt werden und wir Menschen mit Tieren umgehen und umspringen, wie es uns beliebt.
 

In einem seiner Tierrechtssongs singt der Tierrechtler H.Harper: "Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz". Und wahrhaftig: Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz, weil dieser biblische Gott angeblich alle Dinge dieser Erde unter die Macht des Menschen gestellt hat. Und somit darf sich der Mensch als "Krone der Schöpfung" offenbar auch alles erlauben. Dank dieser ihm verliehenen Macht aus "Gottes Händen" darf er bedenkenlos seine Umwelt zerstören, Tiere quälen, ausbeuten und rücksichtslos für seine Zwecke ausnutzen. Nein, wenn es einen Gott gibt, dann kann es unmöglich ein solcher Gott sein, wie er uns in der Bibel begegnet und in den Kirchen gepredigt und verkündigt wird.
 

Wenn im Katechismus der katholischen Kirche auch heute noch zu lesen ist, daß die Tiere nur zum Nutzen des Menschen "geschaffen" wurden, dann sind diese auf Papier gedruckten, kirchlichen und volksverdummenden Lehren eigentlich nur noch als Toilettenpapier nützlich und vorteilhaft. Papst Johannes Paul II. rechtfertigte 1982 die Tierversuche folgendermaßen: »Es steht fest, dass die Tiere zum Dienste des Menschen erschaffen wurden, und sie können daher auch für Tierversuchszwecke verwendet werden.»

Andererseits gibt es jedoch erfreulicherweise auch kirchliche Schriften, in denen Tiere als unsere Schwestern und Brüder betrachtet und verkündet werden und in denen wir einem  gänzlich anderen Gott begegnen,nämlich einem Gott, der uns für die Tiere eine sehr große Verantwortung übertragen hat. So ist z. Bsp. die Lehre eines Thomas von Aquin eine ganz und gar andere als die eines Franz von Assisi, der folgendes predigte:

Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir,
alle Geschöpfe der Erde streben nach Glück wie wir,
alle Geschöpfe der Erde lieben,leiden und sterben wie wir.
Also sind sie uns gleichgestellte
Werke des allmächtigen Schöpfers.
1187-1226 

Aber wie ist es letztlich zu erklären, dass sich Vertreter gegensätzlicher Standpunkte auf die gleiche Grundlage biblischer Inhalte berufen? Hier könnte man ebenso auch fragen, warum es wohl verschiedene Kirchen und auch so viele Sekten gibt, obwohl doch alle die gleiche Bibel besitzen und sich glaubensmäßig auf diese Bibel berufen. Eine Antwort finden wir letztlich nur in der Tatsache, daß die Bibel schon immer ganz unterschiedlich verstanden, interpretiert und ausgelegt wurde und sich bis zum heutigen Tag nichts an diesem unterschiedlichen Bibelverständnis geändert hat.

Gemäß kirchlicher Lehre und biblischer Auffassung steht der Mensch als "Krone der Schöpfung" über den Tieren und ist berechtigt, sich ihrer zu seinem Nutzen zu bedienen. Angesichts derartiger Irrlehre spielt der Tierschutz in der Geschichte der Kirche verständlicherweise keine besonders beachtenswerte Rolle.
 

Andererseits jedoch begegnet uns in der Geschichte der Kirche auch immer wieder die Lehre und Überzeugung einzelner Außenseiter, daß alle Tiere uns Menschen gleichwertige Mitgeschöpfe Gottes sind. So galt z.Bsp. auch für einen Albert Schweitzer (1875 - 1965) der Grundsatz, daß wir Menschen zu einem ethischen Verhalten gegenüber der gesamten Schöpfung verpflichet sind. Sein ganzes Leben lang beschäftigte sich dieser berühmte Arzt und Theologe mit der Frage, die auch uns beschäftigen sollte: Dürfen wir Menschen uns alles erlauben? Dürfen wir Tiere töten? Dürfen wir unsere Umwelt zerstören und vernichten? Oder versündigen wir uns, wenn wir es tun? Für A.Schweitzer gab es keinen Zweifel darüber: Nicht nur wir Menschen haben ein Recht auf Leben, sondern auch Tiere und Pflanzen, denn alles, was lebendig ist, will, soll und darf auch leben.

Einen nicht weniger großen Gegensatz zur kirchlichen Lehre finden wir bei Jesus selbst, ohne dessen Lehre, Leben und Wirken es letztlich überhaupt kein Christentum und auch keine Kirchen geben würde. Im Neuen Testament wird berichtet, wie Jesus mit einer Peitsche Tierhändler zum Tempel hinaustreibt. Der Vorhof des Tempels war ein Handelsplatz für Opfertiere und der Tempel selbst war ein Schlachthaus, denn hier stand der Altar, auf dem Tiere verbrannt und geopfert wurden - »für die Sünden der Menschen« und »zum beruhigenden Duft für den Herrn«.
 

Mit dieser Peitsche in der Hand rebellierte Jesus unmißverständlich klar und deutlich nicht nur gegen alttestamentliche Traditionen, sondern auch gegen unser aller sündhaftes Handeln und Denken. Noch interessanter und aufschlußreicher sind jedoch jene Schriften und Evangelien, die im Neuen Testament nicht aufzufinden sind, denn in ihnen begegnen wir einem Jesus, der Tiere offenbar sehr  liebte. Im "Evangelium der Essener" predigt und verkündet er jedenfalls:
 

"Denn wahrlich, ich sage euch: der, der tötet, tötet sich selbst, und wer vom Fleisch erschlagener Tiere isst, isst vom Körper des Todes. Aber ich sage euch: Tötet weder Mensch noch Tier."
 

In den sogenannten "Petrusakten" hören wir Jesus angesichts eines geschlagenen Tieres sagen: "Wehe euch, die ihr nicht hört, wie es zum Schöpfer im Himmel klagt und um Erbarmen schreit! Dreimal wehe aber über den, über welchen es in seinem Schmerz schreit und klagt!"

Angesichts derartig unmißverständlicher und klarer Worte müßte doch eigentlich jeder Christenmensch, der ernsthaft diesem Jesus nachzufolgen entschlossen ist, nicht nur ein Vegetarier, sondern auch ein aktiver Tierschützer und engagierter Tierrechtler sein. Oder etwa nicht? Stattdessen jedoch rechtfertigt die Kirche grausamste Tierversuche sowie auch das massenhafte Abschlachten und Töten unserer Mitgeschöpfe.

Einmal abgesehen von den vielen existierenden Freikirchen und auch unzähligen Sekten, unterscheiden wir betreffs des Christentums zwischen einer katholischen und einer lutherischen Kirche. Aber kennen wir auch wahrhaft "christliche" Kirchen? Sind diese Kirchen letztlich und tatsächlich auch "christlich" in ihrem Handeln und Denken?

Nach Jahrhunderten gepredigter Irrlehre können sich auch die kirchlichen Propagandisten dem heutzutage mehr denn je erforderlichem Tierschutz nicht mehr länger verweigern und springen sozusagen nach altbewährter Manier auf den fahrenden Zug. Heutige kirchliche Stellungnahmen zum Thema Tierschutz erwecken fast den Eindruck, als ob es die Kirche gewesen sei, die sozusagen alle Tierliebe erst "erfunden" hätte. Letztlich jedoch hat sie die Tiere zweitausend Jahre lang entwürdigt, ihre Ausbeutung gerechtfertigt und deren Leiden und Qualen für null und nichtig erachtet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach oben