Tierindustrie

Zur Verdeutlichung: Die Massenvernichtung der Tierwelt hat unvorstellbare Ausmasse angenommen. Mehr als 40 Milliarden Tiere weltweit, also pro Sekunde ca.1000 Tiere, fallen der menschlichen Freßlust zum Opfer; Fische sind in dieser Zahl nicht eingerechnet.

Allein auf Deutschland entfallen davon rund 50 Millionen Tiere, zuzüglich 5,5 Millionen erschlagene, erschossene, vergiftete Wildtiere durch die Jagd, zuzüglich Millionen von Tieren in Versuchslabors und Pelztierfarmen.

Da regelmäßig – auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel – in Industriekonzernen fachliche Kompetenz Grundvoraussetzung einer Karriere ist, ist besagter Parteifunktionär den Profis der Wirtschaft in allen Belangen unterlegen, so daß auf diese Weise ein Tierschutzgesetz in Deutschland entstehen konnte, das bereits im ersten Paragraphen den Grund für seine Nichtanwendbarkeit liefert und den bestehenden Terror gegen Tiere legitimiert und manifestiert.

Das deutsche Tierschutzgesetz schreibt nämlich gleich in § 1, daß niemand einem Tier „ohne vernünftigen“ Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf und liefert damit zugleich die Generalabsolution, den Tieren alles Erdenkliche an Leid zuzufügen, wenn ein „vernünftiger“ Grund vorliegt.

Was ist ein vernünftiger Grund in unserer Rechtsprechung?

Regelmäßig gelten wirtschaftliche Interessen – die sich völlig problemlos immer und überall konstruieren lassen – als Grund und führen somit den Schutz der Tiere, insbesondere in industriell organisierter Tierhaltung, ad absurdum.

Tiere können nicht sprechen. Tiere, überhaupt in der heutigen Welt die Ärmsten der Armen, sind der Willkür der geschilderten Machtstruktur erbarmungslos ausgeliefert und werden gnadenlos zum Produktionsfaktor degradiert. In diesem politischen Umfeld gilt jeder ethische Anspruch nur der Menschenwelt, Tiere sind rechtlos, lediglich Lippenbekenntnisse in Sonntagsreden sprechen heuchlerisch von Tierschutz.

Einige Tierschützer, in unserer Gesellschaft fast das einzige Sprachrohr der Tiere, setzen sich zwar aufopfernd für sie ein, sind aber, da schlecht organisiert und finanziell schwach, den zuvor beschriebenen Machtstrukturen von Politik und Industrie eindeutig unterlegen. Werden die Tierrechtler lästig oder aufsässig, werden sie wie in Österreich vorbildlich demonstriert in die Nähe des Terrorismus gerückt und mit der gesamten Macht des Staates ruhiggestellt und ausgeschaltet. Nichts fürchtet dieses Industrie-Politsystem mehr als eine Störung des Kreislaufes der Profit- und Einflußmaximierung.

Ergänzend kommt eine philosophische Fragestellung hinzu, die nicht unerwähnt bleiben darf :

Entweder ist dem Politiker die Problematik des Tierelendes unbekannt, dann bleibt die Frage, warum weiß er nichts von dem Leid, warum will er es nicht wissen; allein dieses Faktum spricht deutlich gegen seinen Erkenntniswillen und bestätigt seine Intelligenzresistenz.

Kennt er aber das Thema, dann ergibt sich die Frage, warum handelt er nicht, warum will er nicht handeln, warum will er der leidenden Kreatur nicht seine Stimme geben. Es ist dann eine entsetzliche Charaktereigenschaft, sich bewußt und kritiklos auf die Seite derjenigen zu stellen, deren Hobby und Handwerk Tod, Leid, Angst und Vernichtung den nichtmenschlichen Tieren bringt.

Es ist moralisch mehr als verwerflich, den eigenen Vorteil, den eigenen Nutzen höher anzusetzen, als Hilfe der geschundenen Kreatur, den unbeweinten Wesen zu bringen. Dieser Menschentyp, dem tiefste Verachtung gilt, ist zwar von der Natur mit einer Wirbelsäule ausgestattet, das Rückgrat eines unabhängigen Geistes fehlt ihm aber vollständig.

Seinen Frieden mit der finanzstarken Tierindustrie erkauft er durch Wegschauen und mit millonenfachem Leid der Tiere. Es ist dieser Typus des unselbständigen, gedanklich unfreien und um äußere Gunst buhlenden Politikers, der die Ungeheuerlichkeiten der Massentierhaltung, der Hühnergefängnisse, der Tiertransporte, der Pelzindustrie, der Jagdreisen usw. sanktioniert und legitimiert.

Partiell ist somit ein oligarchisches System entstanden, dessen Hauptkomponente „Staat“, getragen von seiner Legislative und Exekutive, begleitet und gestützt durch willfährige und abhängige Jurisdiktion, sich mit der Finanzkraft der Komponente „Industrie“ gegenseitig befruchtet. Ethische Gesichtspunkte für die Tierwelt haben zu diesem Zeitpunkt aufgehört zu existieren.

Kirche

Den „moralischen“ Hintergrund zur Rechtfertigung dieses Terrors liefern dazu die monotheistischen Glaubenshalluzinationen, in unserem Kulturkreis vorwiegend die christliche Kirche, die sich nach der konstantinischen Anerkennung radikal von ihren pazifistischen Idealen abgewandt hat.

Aber da es sich bei diesem Glaubenswerk um ein vermeintliches Gotteswort handelt, wird jeden Sonntag zum Lob des Herrn ein Choral angestimmt, werden die Mordaufrufe vergessen, der ganze Irrsinn unter ausdrücklicher Zustimmung des Staates in den Schulen gelehrt und, ohne daß ein einziger Christ sein Seelenheil gefährdet, weiter Tag für Tag Tiere gequält, zu Tode geprügelt und gefressen.

Seltsam ist es schon, befremdlich, unverständlich und für den freien, unabhängigen Denker nicht nachvollziehbar, daß Menschen etwas glauben, von dem sie nichts wissen, nichts wissen wollen. Sie sind zufrieden, in den Rahmen dieser Unkenntnis je nach Kulturkreis hineingeboren zu sein, sie sind zufrieden, dem Rahmen des Nichtwissens als Füllmaterial zu dienen; eigene Meinung, Selbstverantwortung und kritisches Denken findet nicht statt. Leider! „Denn sie wissen nicht, was sie glauben“ nannte deshalb Prof. Buggle sein Buch der Bibelkritik.

Schade, bedauerlich und brandgefährlich auch deshalb, weil wir „in einer Zeit der Ungleichzeitigkeit leben: Während wir technologisch im 21. Jahrhundert stehen, sind unsere Weltbilder mehrheitlich noch von jahrtausendealten Legenden geprägt. Diese Kombination von höchstem technischen Knowhow und naivstem Kinderglauben könnte auf Dauer fatale Konsequenzen für unsere Spezies haben. Wir verhalten uns wie Fünfjährige, denen die Verantwortung über einen Jumbojet übertragen wurde“ konstatiert Michael Schmidt-Salomon.

Die Legenden, die das Denken und auch Handeln des Abendlandes in den letzten 2000 Jahren in seiner blutigen Historie bestimmt haben, sind die Legenden der Bibel, einem Buch, das permanent zitiert aber nicht von der überwältigenden Mehrzahl der „Gläubigen“ in Gänze gelesen wird. Diese Unterlassungssünde hat weitreichende Folgen, da dieses gewalttätig inhumane Buch auch heute noch als Quelle und letzte Instanz der christlichen Moral und Religiosität das Gedankenbild von Millionen Menschen prägt.

In unserer Zeit ist keine Hoffnung mehr auf Besserung, weil Voltaire allzu Recht hatte, wenn er im Candide resigniert: „Das denkende Menschengeschlecht, das heißt höchstens der hunderttausendste Teil der Menschheit ...“.

Wie bereits Kaiser Konstantin dem Christentum aus machtpolitischen, wohlgemerkt nicht aus religiösen Gründen, zum Durchbruch verholfen hat, stützen Kirche und Staat sich heute in ihrem Machtanspruch gegenseitig. Das Reichskonkordat – geschlossen zwischen den Nationalsozialisten und der Catholica im Jahre 1933 – lebt unverändert weiter und maximiert Kircheneinfluß im Staat.

Im Rahmen der heute garantierten Religionsfreiheit kommt es dann zu solchen Idiotien und Perversitäten, daß unkritische und devote Politiker das Schächten erlauben, nur weil eine unbewiesene Glaubensphantasie, die nahezu 3000 Jahre zurückliegt, fordert, dem vermeintlichen Gott zu Ehren Tieren die Kehle durchzuschneiden; es wird grenzenloses Elend über die Tierwelt gebracht.

Alle anderen archaischen Anweisungen dieses Bibelbestiariums, die den Menschen betreffen, wie z.B. Steinigungen, werden selbstverständlich nicht befolgt; hier konnte man mit scholastischer Spitzfindigkeit die „Gottesbefehle“ außer Kraft setzen!

Die moralische Niedrigkeit dieses Systems kann daher nicht besser demonstriert werden, als wenn das reale Leid von Lebewesen niedriger gewertet wird als Glaubensvisionen.

Die Einordnung des Leides hinter einer vermeintlich höher zu bewertenden „Religionsfreiheit“ ist ein Skandal, ist ein moralisches Verbrechen par excellence.

Aber es gibt noch ein anderes Beispiel. Die Kirchen „feiern“ jährlich im Herbst Hubertusmessen, also Blutandachten, in denen die Ermordung von jährlich 5,5 Millionen Wildtieren gepriesen und sanktioniert wird. Kein Gedanke an das Tierleid, kein Gedanke an die exakte Umkehrung der Legende (Hubertus entsagte der Jagd!), eine perfide Verherrlichung des Jagdterrors im Namen der christlichen Kirche.

Bei einer derartigen Kadaverliturgie treffen in seltener Eintracht die Vertreter vorgenannter Strukturen zusammen und bestätigen sich gegenseitig ihre Wertschätzung; ein Spektakel unglaublichster, skurrilster Art !

Was ist Bertrand Russel noch hinzuzufügen: „Es ist möglich, daß sich die Menschheit an der Schwelle eines goldenen Zeitalters befindet, wenn dies jedoch der Fall ist, muß zuerst der Drache getötet werden, der den Eingang bewacht, und dieser Drache ist die Religion“.

Kurzes Fazit

Die Strukturen des Terrors gegen die Tierwelt sind in der heutigen Gesellschaft über zahllose Haltepunkte manifestiert. Moralische Basis liefert die Religion, die sich ausschließlich menschlichen Wesen zuwendet, sich also mit ihrer Einseitigkeit, ihrem Speziesismus moralisch und philosophisch diskreditiert.

Oligarchische Strukturen in Gesellschaft und Staat, fern jeder Demokratie, ausschließlich gesteuert von Machtansprüchen und Geld, liefern das gesetzliche Rüstzeug und die konkreten Handlungsweisen in der täglichen Praxis. Sie manifestieren korrupte Systeme, gaukeln dem Massenmenschen und den Menschenmassen ein Scheinbild der Freiheit, eine Fata Morgana der Vernunft vor.

Es liegt heute in Deutschland eine derart unglaublich enge Verzahnung dieser Komponenten vor, daß tiefgreifende Systemveränderungen nahezu unmöglich gemacht werden. Die Stimme der Vernunft, die Stimme der Wissenschaft und die Schreie der gequälten Kreaturen werden übertönt vom hellen Klang des Geldes, vorgetragen von politischen Menschen, die diesen Silberklang über jedwede Ethik und Moral stellen.

Es ist wie beschrieben, es ist fürchterlich und wird täglich schrecklicher. Diese Erkenntnis muß uns bewußt sein; wir stehen auf dem Deck der TITANIC, der Bug ist schon unter Wasser, aber auf dem Heck spielt die Kapelle und die Menschen tanzen. Sie sehen nicht die kommenden Veränderungen, wollen es auch nicht wissen – bis auf einmal der Ablauf der Ereignisse sehr schnell chaotisch wird.

Wir halten das sinkende Schiff nicht über Wasser, weil allgemein die Erkenntnis fremd ist, daß jedes Leben, jede Lebensform vor der Natur gleichwertig ist und daß Ehrfurcht vor dem Leben bedeutet, jedwedes Leben zu schützen und zu achten.

Für die beschriebene Welt, für die skizzierten Abläufe kommt jeder Änderungswille zu spät, der Prozeß ist nicht mehr aufzuhalten oder gar umkehrbar. Dieses Wissen ist uns jedoch die Kraftquelle, die Quelle zur Hilfe für die ärmste Kreatur – das Tier. Globale Hilfe ist nicht möglich, aber wir können in dem Vernichtungskrieg, der von der Menschheit gegen Natur und Tierwelt geführt wird, noch partiell Tiere retten und müssen retten, was und soviel wir können.

Wir müssen kämpfen und helfen, aber seien wir ehrlich zu uns: wir kämpfen und helfen einsam – aber wer kämpft heftiger als derjenige, der dem Untergang geweiht ist? Vergeßt aber nie – die Menschheit verliert trotzdem ihren Krieg gegen Natur und Tierwelt, denn auf der Leiche des letzten Menschen werden die Bakterien tanzen!

 

 

 

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