Menschen in der Masse

 

G u i l l o t i n e
Zwei Kunststudenten bauten eine Guillotine und ließen im Internet darüber abstimmen, ob mit dieser Guillotine ein Schaf enthauptet werden soll oder nicht. Eine makabere Idee mit einem noch makaberen Ergebnis. Zwar stimmte eine knappe Mehrheit für das Leben des Schafes, aber ein dramatisch hoher Anteil stimmte umgekehrt auch für die Enthauptung des Tieres. Konnte man mit diesem repräsentativen Ergebnis menschlicher Lebensverachtung - es nahmen mehrere Millionen an der Abstimmung teil - eigentlich besser die irrsinnig stupide Pervertierung in Gefühl und Denken des Massenpöbels demonstrieren? Konnte man besser verdeutlichen, welcher Sorte humanoider Kreatur man tagtäglich begegnet, zu welchem Abwasser der Moral sich das Menschenmeer verwandelt hat? Cloaca maxima humana!

V e r g e b l i c h k e i t
Ich wünschte mir, ich fände einen Weg, manche Gedanken in die Hirne der Menschen zu meißeln, in ihr Bewusstsein zu brennen, in ihren Kopf zu hämmern. Aber selbst dann, wenn ich das Verfahren hätte, ist keine Aussicht, dass sie ihr Verhalten ändern würden. Vanitas aeterna!

A b s c h e u
Was verachte ich sie, diese selbstbewussten Gläubigen und Prediger ihrer eigenen Unwissenheit und Dummheit, diese blinden Augen und tauben Ohren des Massenpöbels.

M e s s e r
Kritische Vernunft und philosophische Logik dringen ungebremst und argumentativ nahezu widerstandslos in bürgerliche Lebenslügen ein - allerdings nur in den ausgesprochen seltenen Fällen ihrer Begegnung. Freie Gedanken sind mit dem Schnitt eines heißen Messers in einen Butterklumpen vergleichbar, sind ein Skalpell, das den Furunkel der bewussten Ignoranz, desWegschauens, des Nichtwissenwollens aufsticht und einen übelriechenden Eiterfluss gedanklicher Belanglosigkeiten freilegt. Oder wie Günther Anders sagt: Sie sehen noch nicht einmal, dass sie nichts sehen, die allgegenwärtigen Sekten des Unsinns und der Unbildung, die Ignoranten der eigenen Ignoranz.

P a r a d o x o n
Es gibt weltweit zahllose hochgebildete Menschen, Wissen ist bis in die letzten Verästelungen eines jeden Fachgebietes vorhanden und trotzdem wird der Globus von einer kollektiven Massenstupidität angetrieben und trudelt steuer - und ziellos durch Gegenwart und Zukunft. Das große Paradoxon unserer Zeit.

E x k l u s i v
Produkte der Besonderheit dienen mehrheitlich als hochglänzende Fassaden potemkinscher Illusionsdörfer, dienen als gesellschaftlich gebräuchliches Vehikel, die unbedeutende Geistes - und Erfahrungswelt kleinbürgerlicher Strukturen zu verbergen und aufzuwerten. Die persönliche Nichtigkeit wird hinter dem Schleier des ökonomischen Erfolges verborgen. Er dient als Ablenkung von der instinktiv gefühlten Bedeutungslosigkeit, wertet die Sinnlosigkeit, die Belanglosigkeit, die Vergeblichkeit der durchlebten und noch zu durchlebenden Existenz vermeintlich auf.

Man schafft sich aber lediglich einen winzigen Freiraum zum Nächsten, versucht doch dieser mit gleicher Methode sich innerhalb der Kaste des Massenmenschen zu differenzieren. Das zugehörige kommerzielle Repertoire der Handlungsalternativen reicht vom überdimensionierten Geländewagen bis zum Pelzmantel, von der exklusiven Kreuzfahrt bis zum Eliteinternat für Sohn und Tochter. Der Versuch mittels Illusionsfassaden das Leben in der Massenexistenz mit einem bedeutenden Anstrich zu versehen, gleicht der vergeblichen Anstrengung des Einbeinigen, den Weltrekord im Weitsprung zu brechen. Beide müssen aufs Kläglichste scheitern.

Marginalste Unterschiede eines Massenproduktes ändern nie etwas an seinem Status des wertlosen Wegwerfartikels. Ein Sandkorn bleibt ein Sandkorn, auch wenn es noch so gerne ein Berg sein möchte.

W a n d l u n g
Zur Freiheit einstmals geboren, in der Knechtschaft moderner Abhängigkeiten gestorben - der Massenmensch der Neuzeit.

I n t e r n e t
Mit dem Internet bekam Jedermann erstmals die Möglichkeit, sich auf seinem Niveau flächendeckend, ja geradezu global, zu artikulieren und das Ergebnis landesweit zu präsentieren. Mit größter Wehmut denkt man seitdem an die herrliche Zeit des Biertisches zurück, als die Gülle der Jedermannsmeinung abends mit dem Qualm der Zigaretten durch die geöffneten Fenster in der Nacht unwiederbringlich verschwand.

S p o r t
Ein ziemlich verlässlicher optischer Gradmesser für die intellektuelle Degeneration eines Landes oder Landstriches ist die Anzahl der betulichen Spaziergänger, die einem mit Gehhilfen, in der Fachsprache Nordic-Walking-Stöcke genannt, begegnen.
Intellektuelle Degeneration deshalb, weil es pfiffigen Geschäftsleuten gelungen ist, diesem kritiklosen Personenkreis gegen bare Münze das Gefühl vermittelt zu haben, dass sie, wenn sie zwei Krücken in der Hand halten oder diese auch nur hinter sich herschleifen, gesundheitsfördernden Sport treiben. O sancta simplicitas!

M u t
Eine offene Meinung gegenüber jedermann erfordert Mut und geistige sowie finanzielle Unabhängigkeit.

N i e d e r
Bei einigen Menschen wächst das Vermögen schneller als ihr Geist. Bei der Masse allerdings bleibt beides auf niedrigem Niveau.

H e r d e
Nichts habe ich seltener getroffen als freie Geister - alle gebunden, alle versklavt, alle angepasst, alle unehrlich, alle satt und ohne Willen zur Freiheit, kurzum alle Herdentiere.

I m B a u m a r k t
Ich sehe die Menschenmassen und die Massenmenschen, unendliche sinnlose Variationen der gleichen Nichtigkeit und bin doch selbst ein Teil davon, wie eine Schraube, ein Nagel mit Bewusstsein - in einer Großpackung.

F l e i s c h f r e s s e r
Der normale Fleischfresser stellt de facto eine wandelnde Tierleichenhalle, eine Kadaververdauungsmaschinerie dar. Ob er sich dieser Ungeheuerlichkeit bewusst ist? Ich glaube, es ist ihm egal, ersetzt ihm doch Bratenduft sein Mitgefühl.

H e r d e n m e n s c h
Enttäuschung nach den meisten Gesprächen. Das Leben der Stumpfköpfe läuft auf flacher Ebene mit konfusen Vorstellungen und Vorurteilen. Sie bleiben meist verbindliche, letztendlich aber freundliche Idioten. Ist denn die Vernunft wirklich so etwas Abseitiges, Seltenes, Ungewöhnliches? Und warum bin ich noch enttäuscht? Weil ich eigentlich das Ergebnis vorher ahne und trotzdem immer wieder hoffe.

E t w a s  N e u e s
Ich höre das Rauschen des Meeres, den Gesang des Windes - die Lieder der Unendlichkeit. Erst mit dem Menschen kam der Lärm in die Welt!

B l o c k a d e
Eine allgegenwärtige Feststellung betrifft bei den Zeitgenossen das Phänomen, dass Worte das Ohr zwar erreichen, aber nicht ins Gehirn gelangen; ähnliches bei den Augen. Selektive Wahrnehmung ist somit das Kennzeichen des homo stupidus.

K e n n z e i c h e n
Die ethische Verwahrlosung der Menschheit - Kainsmal des Massenmenschen.

L e h r e
Die Lehre von der Gleichheit der Menschen stärkt die Wirbelsäule der Rückgratlosen, dabei gibt es keine größere Ungleichheit als Gleichheit unter den Menschen.

K i n d e r g e l d
Man erhöht das Kindergeld, also die Kopulationsprämie, die der Staat aussetzt, um das Ende der belebten Welt durch Überbevölkerung zu beschleunigen nach der Devise: lieber ein Ende mit Schrecken ...

R e l a t i o n e n
Da wählt ein Fußballtorwart den Freitod und 35.000 Menschen laufen in einem Trauermarsch durch die Straßen. Tierschützer demonstrieren für 5,5 Millionen erschossene Tiere und freuen sich, wenn etwas mehr als 100 Menschen sich dem Marsch anschließen. Erkennt ihr nun alle, was anthropozentrisches Denken ist, wie das wahre Mitgefühl der Menschen aussieht, wo diewirklichen Interessen liegen, warum die freie Tierwelt untergehen wird?

S e l b s t b e t r u g
Menschen mit einer besonders ausgeprägten Verlogenheit haben für sich und andere jede Menge Erklärungen parat, die ihre Lügenhaftigkeiten, ihre Täuschungen verschleiern oder verharmlosen sollen und scheuen vor der infamsten Frechheit nicht zurück, uns mit ihrer Borniertheit zu quälen. Sie haben immer unsinnige Geschichten und Theorien, die scheinbar ihre Position belegen, und hangeln sich daran durch ihre Lebenslügen, durch den schlimmsten Betrug an der eigenen Existenz.

L e b e n  i m  T u n n e l
Die Tunnelmenschen, die nur einspurig, eingleisig denken, erreichen nie das freie Meer des Geistes. Sie sind gefangen in ihren schwarzen Denkschächten, sie verenden geistig in diesen Höhlen, sehen das Licht der Erkenntnis nur als schwachen Dämmer am Horizont, am Tunnelausgang.

T r o s t
Sollte es Denker geben, die an Himmel und Hölle glauben - was aber ein Widerspruch in sich wäre - möge ihnen dieser Trost Mut machen: In die Hölle kommen nur die Edlen, der Rest trifft sich im Himmel. Auch in der Hölle bilden sie somit eine exilierte Minderheit, man darf endlich unter sich sein!

M i s a n t h r o p
Der Philanthrop glaubt grundsätzlich an das Gute im Menschen, bedeutet doch Philanthropie Menschenfreundlichkeit oder Menschenliebe. Mit dieser Definition hat sich der Philanthrop bereits das Kainsmal des Illusionisten, des Wunschdenkers, des Realitäts - und Weltfremden als Etikett auf sein Wesen gebrannt. Philanthrop bedeutet in letzter Konsequenz für Klarsichtige eineBeschimpfung, fast Beleidigung, eine offenkundige Verneinung von tiefer Erkenntnisfähigkeit. Es ist die Bezeichnung für einen Menschen, dem das innere Wesen der Menschen fremd ist, das er ausblendet, kurzum, die Vorstufe zur Dummheit.

Trotzdem - oder gerade deswegen - gilt der Philantrop als der Geachtete, als der Gesellschaftsfähige, als Verkörperung eines humanen Ideals, als das Erstrebenswerte schlechthin. Der Misanthrop, das sprachliche Gegenteil des Philanthropen, gilt als das zu Meidende, als das sozial Unerwünschte, als Sand im Getriebe der Geselligkeit und der Gesellschaft, beschreibt doch Misanthropie die Haltung und Einstellung einer Person, welche das Wesen des Menschen an sich verachtet oder verabscheut - nicht weil es zur Spezies Mensch gehört, sondern weil er das Charakteristikum seines Menschenwesens illusionslos durchschaut hat.

Seine innere Vernunft lehrt ihn den Antinatalismus, die einzige Handlungsmaxime überhaupt, die das Kollabieren, das Abgleiten der belebten Welt ins Chaos noch verhindern könnte; auch insofern ist er ein Mensch der Zukunft, der Vernunft.

Homo homini lupus, sagt Plautus, der Mensch ist für den Menschen ein Wolf und Publilius Syrus ergänzt in seinen Sentenzen: Der Mensch ist dem Menschen der schlimmste aller Feinde. Syrus und Plautus formulieren noch anthropozentrisch, allgemeingültig lautet ihre Aussage aber: Homo mundi lupus, der Mensch ist für die Welt ein Wolf, ist für die Welt der schlimmste aller Feinde.

Der Misanthrop ist der Mensch der Erkenntnis, der Denker der Freiheit, der Freund der Wahrheit, aber auch der Eremit, der zum political mainstream die größte aller denkbaren Distanzen aufweist. Misanthropie verkörpert Realitätssinn, Verachtung von Lüge und Anpassung, Liebe zur Eigenständigkeit, kritischen Abstand zum Alltagswahnsinn.

Freunde der Redlichkeit, Verehrer der Aufrichtigkeit, Kinder der Wahrheit, lasst die Philanthropen im Sturm der selbstgewählten Verkennung der menschlichen Natur untergehen, macht das Wort Misanthrop künftig zu einem Ehrentitel, und hört genau, was Friedrich Nietzsche euch im Antichrist mit auf den Weg gab:

Ich unterdrücke an dieser Stelle einen Seufzer nicht. Es gibt Tage, wo mich ein Gefühl heimsucht, schwärzer als die schwärzeste Melancholie - die Menschen-Verachtung. Und damit ich keinen Zweifel darüber lasse, was ich verachte, wen ich verachte: der Mensch von Heute ist es, der Mensch, mit dem ich verhängnisvoll gleichzeitig bin. Der Mensch von Heute - ich ersticke an seinem unreinen Atem ...

I l l u s i o n
Die Menschen werden mit Vernunft, logischen Begründungen, Studien und Beweisen erreicht - das zu meinen, ist eine Illusion der Denkenden. Der gewöhnliche Mensch ist nur minimal und auch nur partiell begründenden Einsichten zugänglich, geschweige denn einem veränderten Handeln, solange daraus für ihn kein erkennbarer Nutzen oder gravierender Nachteil entsteht.

Nimm ihn also, sei klug, wie er in der Masse, in der Gesamtheit ist - ein träger, dumpf dahintreibender Brei ohne Tatkraft, am Fressen, am Wohlleben interessiert, fern jeglicher Geistesgröße, dafür aber mit hybridem Selbstbewusstsein gesegnet, nur Emotionen, aber nicht der Vernunft zugänglich.

U m k e h r
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne ist eine Variante des kategorischen Imperativs von Kant. Nehmen wir Nihilisten ihn doch endlich beim Wort: Handle so, dass Antinatalismus zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. Oder: Handle so, dass Ehrfurcht vor dem Leben zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. Oder: Handle so, dass die Sinnlosigkeit des Seins zugleich als Erkenntnis einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. Ich glaube, jetzt gefällt euch euer Kant gar nicht mehr so gut! Hab ich Recht?

I n  d e r  G r o s s s t a d t
Ich frage mich, was ich sehe - ist das real, ist das Fiktion, was ist das? Menschenmassen, Männer und Frauen, Kinder, Jugendliche, Mittelalterliche, Greise, Arme und Reiche, Ziellose und Zielstrebige, von jeder Gruppe unübersehbar viele - unüberschaubar! Was soll das, wozu, wohin, woher, warum? Ich dazwischen, ein Teil davon!

Jedermann hat das Wissen der Welt gepachtet, um jeden kreist das Universum, jeder hält sich für den letztendlichen Zweck dieser Welt, alles hat sich ihm anzupassen, unterzuordnen - meint der Mensch. Diese graue Masse wächst, rasend schnell, exponentiell, überzieht die Erde mit grauem, krustigen Menschenschorf, schluckt alles, was im Wege ist, fließt in jede Fuge, verkleistert, verklebt alles, zerstört und vernichtet. Dieser wabernde Schleim ist unersättlich, ist tödlich für alles, was nicht die Konsistenz des Schleims hat, vernichtet alles, bis nur noch Schleim übrig ist und erstarrt dann selbst mangels Nahrungszufuhr, trocknet aus und krepiert - hoffentlich!

Erkennt ihr die wabbelnde Masse, dieses hirnlose Dahinvegetieren, diesen unendlichen Todesstrom mit dem Anspruch der Einmaligkeit, mit dem Anspruch auf Ewigkeit, mit dem Bewusstsein der Gottesähnlichkeit, mit der grenzenlosen Überheblichkeit, gepaart mit der tiefsten Idiotie, diese Massenarmseligkeit?

Ich sage es euch. Es sind die unendlichen Variationen der Belanglosigkeit, die unendlichen Variationen der Nichtigkeit, der Bedeutungslosigkeit, die unendlich sinnlosen Variationen des menschlichen Lebens! Der Mensch, der Wahnsinn in der Natur, der eine große Fehltritt der Natur.

S p r i c h w o r t
Ich komme aus dem Speyerer Dom mit der Bestätigung für ein altes Sprichwort, das besagt, Perlen vor die Säue werfen und das meint, das wesentliche Zusammenhänge, Erkenntnisse, Wahrheiten, aber auch Schönheiten der Kunst nicht jedermann zugänglich sind. Abgesehen von dem kleinen Beweis für die Falschheit der Aussage, dass alle Menschen gleich sind, ist es auch eine kleine Bekräftigung für die Richtigkeit der Aussage, dass aller Geist dem unsichtbar ist, der keinen hat. Und wie kam ich darauf? Ich kreuzte den Weg einer Gruppe amerikanischer Pauschaltouristen und blickte in ihre erschreckend leeren, verständnislosen Gesichter, als sie durch den Dom geführt und mit der Romanik konfrontiert wurden.

W i e d e r e n t d e c k t
Der Nobelpreisträger für theoretische Physik des Jahres 1965, Richard Feynman, wies auf eine bemerkenswerte Beobachtung hin. Erbauliche Gespräche im täglichen Umgang kann man nur über eine Sache führen, die man weder selbst noch unser Gegenüber beherrscht, über die beide kein tiefes Wissen haben; also reden wir vom Wetter, vom Sport, von der Politik. Sind wir auf einem Gebiet fachkundig, langweilen wir sehr schnell unseren Gesprächspartner und, nachdem sein Höflichkeitsvorrat zur Neige gegangen ist, hört er nicht mehr zu.

Wesentlich schlimmer trifft es uns dann noch, wenn wir unser Wissen erklären müssen, also das, was wir über Jahrzehnte gelernt und uns zu Eigen gemacht haben, in Kurzfassung darlegen sollen. Wir empören uns, weil unser Wissen nicht verstanden wird. Lass dich mit Unkundigen in kein Gespräch ein lehrte uns Seneca; nach mehr als 2000 Jahren haben wir seine Lehre immer noch nicht verinnerlicht und entdecken eine Grundwahrheit immer wieder neu, selbst ein Richard Feynman.

V e r m ö g e n
Ein großes Vermögen gibt auch dem Wort eines Dummkopfes Gewicht und Bedeutung in der Gesellschaft. Was hingegen gemieden wird, ist großer Geist, macht er doch die Flachköpfe so unterlegen.

E n t t ä u s c h u n g
Wann wird es geschehen, dass eine tiefere Bekanntschaft mit einem Menschen nicht zu einer Enttäuschung führt? Häufig? Selten? Nie? Die Antwort hängt von deinem inneren Freiheitsdrang ab.

H a l l i g
Die Begegnung mit ihnen ist unausweichlich. Es gibt kein Entfliehen, keine Fluchtburg, auch wenn Nietzsche im Zarathustra meint, frei steht großen Seelen auch jetzt noch die Erde. Leer sind noch viele Sitze für Einsame und Zweisame, um die der Geruch stiller Meere weht. Leer könnte noch eine Hallig im stürmischen Nordmeer sein, aber sei sicher, auch hier finden sie dich und auch hier wirst du auf einen Nachbarn treffen, der mit den widerlichen Ausdünstungen des modernen Menschen dein Empfinden, dein Gleichgewicht stört, zu stören versucht.

Dabei ist Menschenverachtung, die Abscheu, die Wut auf dieses unsägliche Massenprodukt der Evolution am wenigsten an seine körperliche Erscheinung gebunden, auch wenn ästhetisch sensible Gemüter sich immer häufiger vor Erschrecken abwenden müssen, sehen sie diese wabbelnden, stupid um sich blickenden Fettmassen, diese Karikaturen eines einstmals stolzen Wesens.

Nein, es ist der tiefsitzende Ekel vor seinem Denken, seinem Handeln, seiner Zusammenrottung in unübersehbare Massen, seine Herdenmentalität, seiner Lächerlichkeit und Aufgeblasenheit, seine Überheblichkeit mit gleichzeitig lebensbedrohender Gleichgültigkeit und Dummheit. Oder wie Thomas Bernhard sagt: Das Erschütternde ist nicht die Hässlichkeit, sondern die Urteilslosigkeit des Menschen.

Er ist nun mal nicht das Ebenbild eines Gottes und wenn doch, das Ebenbild eines erbärmlichen Gottes, sondern das Ebenbild dessen, was besser nicht wäre, er ist das Spiegelbild des Teufels, der Schöpfer der irdischen Hölle, die unausgereifteste Kreatur der Evolution, dessen misslungenes Verhaltensstrickmuster die gesamte Biosphäre für alle Lebensformen in eine Mülldeponie verwandelt.

W i e d e r s e h e n
Die Deutschen, einstmals als Volk der Denker tituliert, glauben heute im Jahre des Herrn, 2011, dass sie nach dem Tod ihren Liebsten wiederbegegnen. Die Süddeutsche Zeitung weiß von einem Anteil von 35% dieses gläubigen Volkes zu berichten. Aber, so muss man fragen, wie können Menschen nur so einspurig, so unlogisch, ja fast schwachsinnig denken? Warum denn nur die Liebsten?

Warum denn nicht die ganze andere Bande, die Wesen, denen man aus dem Weg ging, die man verabscheute, die man mied und hasste? Warum nicht auch die Kreaturen, die ihretwegen ermordet wurden, damit der Teller überquoll und die nun Rechenschaft fordern können?

Aber auch wenn diese 35% den Bodensatz, die untere Bandbreite der intellektuellen Gesamtkapazität des Volkes bilden, darf daraus nicht geschlossen werden, dass die anderen 65% die denkende Mehrheit repräsentieren. Diese Folgerung wäre fatal, ein Fehlschluss par excellence.

Z w e c k
Für einen guten Zweck - die landläufige Umschreibung, der übliche Vorwand für ein großes Fressen mit anschließender Sammlung der Krümel für eine Aktion, welche die Fresser nur am Rande interessiert. Ihre Begeisterung für den guten Zweck kommt ausschließlich aus der Gelegenheit zur öffentlichen Selbstdarstellung.

 

 

 

 

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