Wie unterschiedlich wir doch sind - ich und mein Kumpel Jürgen. Aber nicht immer ziehen sich Gegensätze an, sondern mitunter schaffen sie auch Abgründe und können Brücken zum Einsturz bringen.
 

Kürzlich diskutierten wir beide über meine Tierschutz - Webseite, über deren Sinn, Zweck und Nutzen. "Nichts gegen den Tierschutz", verkündete er mir mit beschwichtigenden Gesten und Gebärden, "aber hat denn das alles überhaupt einen Sinn und Zweck?" Und sogleich danach sprudelte es aus ihm heraus, das leider nicht der Tierschutz, sondern stattdessen die Elektronik sein Thema und Interessensgebiet sein würde. Und kaum das er diesen Fakt ausgesprochen hatte, erklärte er mir mit ziemlich fester Überzeugung, das Strom, Licht und elektronische Geräte für die Menschheit ganz gewiß viel wichtiger sein würden als alle Aktivitäten des Tierschutzes. Ja, wo kämen wir denn hin ohne diese so sehr wichtige Elektronik? Dies würde uns doch alle ins finstere Mittelalter zurück katapultieren.
 

Nun mußte ich mich allerdings doch sehr bemühen, innerlich ruhig zu bleiben und mich so wenig wie nur irgendwie möglich über solch einen Standpunkt aufzuregen. Und hatte es überhaupt einen Sinn und gab es vielleicht irgendwo ein kleines Lichtlein Hoffnung, ihn davon zu überzeugen, daß leidende und gequälte Tiere eine viel größere Priorität besitzen als alle technischen und fortschrittlichen Erfindungen dieser Welt?
 

Nein, ein solches Lichtlein schien nirgendwo zu scheinen und ich weiß nicht, ob es meinerseits klug oder weniger klug war, diese seinerseits geäußerte Meinung und Überzeugung möglichst schnell wieder zu vergessen und um ihrer Unsinnigkeit willen nicht allzusehr ernst zu nehmen.
 

Doch welch tierliebender Mensch vermag eine derartige Auffassung wohl einfach so hinunter zu spülen? Wer Tiere liebt und wem es ein Herzensbedürfnis ist, daß Tiere weniger grausames Leid und weniger entsetzliche Qualen durchleben und erleiden müssen, der kann einer derartigen Meinung unmöglich zustimmen, daß dem technischen Fortschritt unserer Zeit weit mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit als dem Schutz der Tiere gebühren sollte.

Nein, allen Errungenschaften und allem technischen Fortschritt alle nur erdenkliche Ehre, jedoch würden wir alle diese von meinem Kumpel Jürgen hochgepriesenen Dinge nicht besitzen, dann würde uns dieser Mangel keineswegs ins finstere Mittelalter zurückversetzen, denn so lange Tiere gequält, misshandelt und deren Rechte auf Leben und Unversehrtheit von der Bestie Mensch mit Füßen traktiert werden, solange leben wir Menschen nämlich immer noch in der Steinzeit und angesichts leidender Tiere, deren Leid wir Menschen zu verantworten haben, gibt es nichts, absolut nichts, worauf wir als Menschen besonders stolz sein könnten.

Gänzlich abgesehen von dieser mich bestürzenden und auch nur beiläufig geäußerten Behauptung, kam mein Kumpel Jürgen schließlich auf den Punkt und betonte nochmals, das Tierschutz durchaus notwendig sei, jedoch alle Tierschützer dieser Welt würden angesichts der oft desinteressierten politischen Machthaber und Verantwortlichen absolut nichts oder nur sehr wenig ausrichten, verändern und bewirken können.

Und ohne Zweifel hatte er mir angesichts dieser rein ideologischen Argumentation sozusagen eine rote Karte gezeigt, denn in der Politik wird Tierschutz tatsächlich und traurigerweise nicht besonders groß geschrieben und ist um wirtschaftlicher Interessen willen oft nur ein ärgerliches Wort und Hindernis. 
 

Dennoch aber ist es ein Irrtum und ein sehr oft anzutreffender Denkfehler vieler Menschen, zu meinen und zu glauben, daß einzig und allein nur Wirtschaft und Politik für das Leid der Tiere verantwortlich seien. Dieser Jürgen und viele andere, die eine derartige Meinung vertreten, tun letztlich nichts anderes, als sich selbst und auch viele andere Fleischkonsumenten zu entlasten, indem man sich getrost ins eigene Gewissen flüstert, am Leid der Tiere nichts ändern zu können,  denn Wirtschaft und  Politik wären ja die hauptsächlich Schuldigen für  jegliches Elend und Leid in der  Massentierhaltung.

Derartige Argumente jedoch sind nur ein kläglicher Fluchtversuch aus der eigenen Verantwortung, denn jeder Mensch, der Fleisch und andere tierische Produkte kauft und konsumiert, ist keineswegs weniger schuldig am Leid und Elend millionenfach gequälter Tiere. Auch wenn uns diese Tatsache nicht gefällt: In den Schlachthöfen und Massentierhaltungs-Fabriken  wird immer nur das produziert, was wir als Käufer wünschen und begehren. Auch wir Verbraucher tragen die Verantwortung für das Leiden vieler Tiere und sind an den unzähligen Tierquälereien keineswegs unschuldig.

Ist das wirklich so schwierig zu verstehen und zu begreifen? Nein, derartige Zusammenhänge und Fakten versteht jedes Kind. Das Problem jedoch ist, daß weder mein Kumpel Jürgen noch viele andere Menschen diese Wahrheit begreifen wollen, weil ihnen das eigene Wohl letztlich viel wichtiger ist als das Wohl der leidenden und gequälten Tiere. 

Wer mir entgegnet, Tierschutz sei zwar notwendig, jedoch weniger wichtig und ausschlaggebend als die von uns Menschen errungenen technischen Fortschritte, in dessen Kopf herrscht offenbar ein gewaltiger Mangel an Mitgefühl, an Anteilnahme, Menschlichkeit, Ehtik und Moral. Und wer seine Gleichgültigkeit und sein Desinteresse gegenüber dem Schutz der Tiere damit zu begründen und zu rechtfertigen versucht, daß "die ganz Großen", also unsere Politiker und Volksvertreter letztlich andere Interessen hätten und somit vielerlei Aktivitäten des Tierschutzes ignorieren würden, der mag damit keineswegs unrecht haben, jedoch mit derartigen Argumenten können wir Menschen uns nicht aus unserer persönlichen Verantwortung davonschleichen.

 

Kumpel Jürgen ist letztlich halsstarrig und uneinsichtig davon überzeugt, daß es im Gegensatz zum Tierschutz  einerseits doch viel wichtiger sei, einen Computer oder Fernseher einschalten und nutzen zu können, und das andererseits jegliches Engagement für den Tierschutz letztlich doch sinnlos und nur vergebliche Mühe sein würde. Derartige Ansichten von Freunden sind natürlich enttäuschend, jedoch als Tierfreund schaue ich weniger auf solche "guten" und "erstklassigen" Freunde, sondern wohl besser auf jene großartigen Menschen, die mich eines Besseren belehren. So sagte z.Bsp. eine amerikanische Dichterin namens Emily Dickinson ( 1830 - 1886 ) einmal folgendes:

 

Hab´ ich nur einem brechend Herzen Halt gegeben,
so ist es nicht umsonst, mein Leben.
Kann ich nur eines Lebens Qualen lindern,
nur eines Lebens Schmerzen mindern,
ein hilflos Rotkehlchen zurück ins Nest nur heben,
so ist es nicht umsonst mein Leben.

 

Ich wünschte, bessere Freunde zu haben, Freunde, die angesichts lauthals versicherter "Tierliebe" weniger egoistisch denken und handeln würden. Und immer wieder frage ich mich, was eigentlich das größere Übel ist: Der Egoismus des Menschen und alle damit verbundene Teilnahmslosigkeit gegenüber dem Leid und Elend der Tiere, oder diese Einbildung im Gehirnstübchen und dieser selbstbetrügerische Irrtum, zu meinen, zu glauben und zu behaupten, ein großes und liebevolles "Herz für Tiere" zu haben ?

Oh nein, in vielen dieser Herzen ist Platz und Raum für alles nur erdenklich Mögliche, aber nur wenig Platz für die Tiere, die man doch angeblich und vermeintlich so mag und gerne hat.

Und wenn es um das liebe Geld geht, dann liebt man weniger das Tier, welches Hilfe braucht, sondern stattdessen meist und vorwiegend nur sich selbst und seine eigensüchtigen Wünsche und Bedürfnisse.
 

Eine Freundschaft ist etwas Kostbares und Wertvolles, jedoch so manche Freundschaft erweist sich früher oder später als ein Irrtum und zerbricht demzufolge irgendwann in tausend Scherben. So hängen letztlich auch meine Freundschaften mit Freundin Manuela und Kumpel Jürgen nur noch an einem hauchdünnen Faden.
 

Wahrhaftig, welch ein großes "Herz für Tiere" doch manche Menschen haben! Offenbar haben darin nur einige wenige Tiere ein kleines Plätzchen, nämlich jene, die man kennt, die einem dann und wann über den Weg laufen und denen man natürlich auch so manches Leckerlie spendiert, um sich hinterher wieder schön brav und auf die eigene Schulter klopfend seine große "Tierliebe" einreden und einbilden zu können.

Welch ein famoses Kunststück und was für eine aufopfernde "Tierliebe" es doch ist, einem Hund, von dem man schwanzwedelnd begrüßt wird, ein Leckerlie zu geben und dank einer solchen "liebevollen" Tat zu demonstrieren, wie sehr man doch die Tiere in sein Herz geschlossen hat. Aber angesichts sogenannter NUTZTIERE hat man Mauern aus Beton in seinem Herzen errichtet und jegliche Empathie mit besonders notleidenden Tieren scheint im "Kühlschrank" derartig "tierliebender" Menschen eingefroren und in deren "tierliebenden Herzen" stark  verrostet zu sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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